DRS Regionaljournal BE FR VS 6.6.2007, 17.30 Uhr

Kein Vaterschaftsurlaub im Kanton Bern
Bürgerliche im bernischen Grossen Rat gegen Vaterschaftsurlaub im Kanton Bern (Link 3:55).

 

Berner Rundschau 7.6.07

Väter der Verwaltung müssen warten

Es bleibt bei den zwei Tagen: Der Grosse Rat wies gestern die Forderung nach einem ein- bis zweiwöchigen Vaterschaftsurlaub für Kantonsangestellte und Lehrer zurück. Die Verwaltung sei bereits ein familienfreundlicher Arbeitgeber, mahnten die Bürgerlichen. Bruno Utz (...)

Regierung, SP, Grüne und EVP dafür
«Die Kosten sind im Vergleich zum Nutzen moderat», sagte Finanzdirektor Urs Gasche (SVP). Eine gute Vereinbarkeit von Familie und Arbeit sei für die Regierung seit Längerem ein sehr wichtiges Anliegen seiner Personalpolitik. Bei einer vom «Kassensturz» 2005 durchgeführten Auswertung von 136 Arbeitgebern sei der Kanton Bern auf dem dritten Platz gelandet.
Klar hinter einen ein- bis zweiwöchigen Vaterschaftsurlaub stellte sich die EVP-Fraktion. Sprecher Ruedi Löffel (Münchenbuchsee) sagte: «Wir unterstützen jede Massnahme, die Vater, Mutter und Kind wertschätzt.» Die Angst, die Privatwirtschaft würde unter Druck gesetzt und würde mit Kosten zusätzlich belastet, sei unbegründet. (...)
Als Sprecher der EDU-Fraktion gab Martin Friedli (Sumiswald) zu bedenken, der Kanton könnte gegenüber dem Gewerbe ein zu attraktiver Arbeitgeber werden. «Wir sind für alles, was die Familie stärkt. Aber ist es das richtige Signal, das der Kanton aussendet?», stellte Friedli in den Raum. (...)
Der Grosse Rat lehnte den Vorstoss mit 64 zu 78 Stimmen ab. Schon 2003 schickte das Parlament das gleiche Anliegen bachab.

 

Bund 7.6.07

«Bereits attraktiv genug»

Das bernische Kantonsparlament lehnt einen Vaterschaftsurlaub für Staatsangestellte ab
Obschon das Thema «hochgradig aktuell» ist, wie die Befürworter sagen, wollte die Mehrheit des Grossen Rats keinen Vaterschaftsurlaub. Der Kanton als Arbeitgeber brauche nicht noch zusätzlich attraktiv gemacht zu werden.
(...)

Zehn Tage für eine Million
Der Regierungsrat hatte die Motion zur Annahme empfohlen. Positiv reagiert hatte er ebenfalls auf die Interpellation von Irma Hirschi (psa, Moutier), die sich für die Einführung eines «echten Vaterschaftsurlaubs» stark machte. Bisher gewährt der Kanton Vätern einen bezahlten Urlaub von bis zu zwei Tagen. Die Regierung hatte einzig bemerkt, drei Wochen erachte sie als zu lang. Regierungsrat Urs Gasche, Finanzdirektor und oberster Personalchef, erklärte gestern, fünf Tage Vaterschaftsurlaub kosteten den Kanton pro Jahr rund 400 000 Franken, bei zehn Tagen wären es rund eine Million. Die Kosten seien im Verhältnis zum Nutzen als moderat zu bezeichnen. (...)
Ruedi Löffel (evp, Münchenbuchsee) sagte, das Argument, der Kanton setze private Betriebe unter Zugzwang, sei nicht stichhaltig – in kleineren und mittelgrossen Firmen werde ja nicht jeden Tag ein Mitarbeiter Vater. (...)

 

Berner Zeitung und Bieler Tagblatt 7.6.07

Urlaub wird nicht verlängert

Der Kanton Bern führt doch keinen Vaterschaftsurlaub ein. Er sei als Arbeitgeber schon heute attraktiv genug, fand die bürgerliche Mehrheit im Grossen Rat. Die Regierung hatte einen Urlaub von 5 bis 10 Tagen erwogen.

(...) Der Regierungsrat hielt dazu fest, ein Vaterschaftsurlaub von 5 Tagen würde im Jahr um die 400000 Franken kosten, einer von 10 Tagen rund eine Million. (...)

Kanton auf Platz 3
Den Urlaubgegnern kam ein Vergleich des «Kassensturzes» von 2005 zupass: Er platzierte den Kanton Bern in Sachen Familienfreundlichkeit auf Rang 3 von 136 Arbeitgebern. Darauf verwies auch Eva Desarzens (FDP, Boll): Der Spielraum für Kantonsangestellte sei gross genug, sagte sie, man brauche nicht weiter voranzugehen, schliesslich biete kein anderer Kanton einen Vaterschaftsurlaub an. Martin Friedli (EDU, Sumiswald) ergänzte, mit einem Urlaub setzte der Kanton das Gewerbe unter Druck, das sich keine solchen Angebote leisten könne. Dies bezweifelte Ruedi Löffel (EVP, Münchenbuchsee): Wenn der Urlaub beim Kanton «ein paar hunderttausend» koste, könne er für KMU nicht so teuer sein.
Es half alles nichts, die Bürgerlichen obsiegten. Die Neo-Väter auf der Verwaltung haben auch weiterhin – wie die meisten im Land – zwei Tage «Vaterschaftsurlaub». Fabian Schäfer

 

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